Das Kneipen – eine studentisch – korporative Tradition

BerichtDas Ritual des Kneipens entstand schon unter Verbindungsstudenten im 19. Jahrhundert, die sich damals, meist noch wöchentlich, zu einem feuchtfröhlichen Abend in einer Kneipe trafen und bei dem ein oder anderen Bier Studentenlieder sangen, Reden hielten, oder aber lautstark debattierten.

Als die ersten Studentenverbindungen ihre Häuser bauten oder bezogen, wurde diese Tradition auf eben jene verlagert und fortan unter dem Namen „Kneipe“ weitergeführt.Während dieser Zeit entstand der uns auch noch heute geläufige Kneipcomment, welcher den Ablauf, die Rollenverteilung und die Regelungen einer Kneipe festlegen sollte.

Die Kleiderordnung der Chargierenden verlangt von ihnen den Vollwix, welcher aus den Pekeschen, also den Kneipjacken, der Kopfbedeckung, dem Cerevise, der Paradestulpen, den 20150627_224849-1Chargenhosen, dem Gehänge, den Paradeschärpen und – Handschuhen und natürlich den Schlägern und den dazugehörigen Scheiden besteht. Für den Rest der Corona besteht eine Anzugpflicht.

Der Senior der Aktivitas hält die Kneipführung inne und sorgt für einen geregelten Ablauf. Zu seinen Seiten sitzen seine Mitchargierende; der Fuchsmajor bezieht allerdings meist den Platz am unteren Ende des Fuxenstalls, also gegenüber des Seniors.

Eine Kneipe ist in zwei Teile gespaltet, dem Offizium und dem Inoffizium. Das Offizium stellt den feierlichen und würdigen Teil einer Kneipe dar und zeichnet sich durch einen sehr rituellen Charakter aus. So beginnt dieses mit dem Einzug der Chargierenden, fährt mit der Begrüßung durch den Senior fort und findet mit der von einem Redner vorgetragenen Zielrede seinen Höhepunkt.

KommersDas Inoffizium stellt einen Kontrast zum Offizium dar, es handelt sich hierbei um den fröhlicheren Teil einer Kneipe. Es werden keine Reden mehr gehalten, die Lieder sind lockerer und der Bierkonsum steigt an. Traditionellerweise wird im Inoffizium der sogenannte Fuxenulk gehalten, ein Sketch oder Vortrag, welchen sich die jüngsten Mitglieder der Verbindung ausdenken und vortragen. Hält das Inoffizium bis Mitternacht an, wird meist der Mitternachtsschrei vorgeführt,  an welchem sich das Steigerlied mit den jeweiligen Fakultätsstrophen anschließt.

Es gibt mehrere Arten einer Kneipe. So ist der Kommers die feierlichste und würdigste Form einer solchen und mit viel größeren Aufwand verbunden. Anlässe für einen Kommers sind zum Beispiel das Stiftungsfest einer Verbindung, oder aber auch ein Trauerkommers für einen verstorbenen Alten Herren.

Kneipen werden heutzutage nicht mehr wöchentlich geschlagen. Es gibt jedes Semester eine Kneipe für den Semesterantritt und eine für den Semesterabschluss. Andere Anlässe sind Kreuzkneipen mit Brüderbünden oder anderen Korporationen.